272. Das Wesentliche am privaten Erlebnis ist eigentlich nicht, daß Jeder sein eigenes Exemplar besitzt, sondern daß keiner weiß, ob der andere auch dies hat, oder etwas anderes. Es wäre also die Annahme möglich – obwohl nicht verifizierbar – ein Teil der Menschheit habe eine Rotempfindung, ein anderer Teil eine andere.
504. Wenn man aber sagt: Wie soll ich wissen, was er meint, ich sehe ja nur seine Zeichen, so sage ich: Wie soll er wissen, was er meint, er hat ja auch nur seine Zeichen.

So gelingt es erstaunlich gut, sich mit den Mitteln der Sprache über Architektur zu verständigen, wohl gerade deshalb, weil das Eigentliche der Vorstellung außerhalb der Sprache bleibt. Widersprüche innerhalb der Sprache sind so nicht zu erwarten. Es kann dem Architekten gelingen, auf die Vorstellungen des Bauherrn einzugehen, und zwar in einer Weise, dass sie dieser am Ende auch realisiert sieht. Dass der Architekt dabei nicht selten zu Taschenspielertricks greift, zeigt, dass er sich der Möglichkeiten der Insuffizienz von Sprache durchaus bedient. Zum Beispiel, indem er sich vom Bauherrn alle Unterlagen zu dessen Vorstellungen aushändigen lässt, – Am besten lassen Sie alles hier, dann können wir ihre Ideen gleich einarbeiten… – wodurch dieser die Auslegungshoheit seiner Zeichen verliert.

Berufsstolz wie Selbstvertrauen des Architekten fußen allerdings auf seiner Erfahrung, dass auf der einen Seite die von ihm gehegte Vorstellung und die nach seinen Plänen ausgeführte Architektur doch relativ viel miteinander zu tun haben, und auf der andern Seite, dass es ihm gelingen kann, andere ein klein wenig zum Staunen zu bringen, so wie er selbst sich immer wieder staunen sieht, inmitten von Architektur.

Der Architekt braucht seine Zeichen, die Beschreibungen seiner Vorstellungen. Mit ihnen kann er zumindest halbwegs sicher sein, dass die Vorstellung vom Vortag noch mit der gegenwärtigen Vorstellung derselben Sache übereinstimmt. In diesem Sinne ist seiner Vorstellung nicht zu trauen. Und so beschäftigt er sich mit allen möglichen Mitteln, die sich ihm bieten, seiner eigenen