spezifischen und die selben grundsätzlichen Fragen der Architektur, die uns gestern schon beschäftigten. Computer hin oder her.

4. Sprachgrenze

1937 sitzt Friedrich Glauser in einem Truppenzug, zusammen mit Soldaten, unterwegs zur spanisch-französischen Grenze. Während er schläft, wird ihm der Koffer mit dem fast fertigen Manuskript seines Romans Der Chinese entwendet, den er zu einem Literaturwettbewerb einreichen wollte. Glauser muss den Roman aus dem Gedächtnis rekonstruieren. Unter größten Anstrengungen gelingt es ihm, den Text während zehn Tagen zu diktieren, er gewinnt den ersten Preis.

Es ist nicht selten, dass der planende Architekt unmittelbar nach Fertigstellung eines Gebäudes dieses noch so gut kennt, jeden Winkel, jeden Zentimeter, dass er es aus dem Gedächtnis vollständig rekonstruieren könnte. Wahrscheinlich darf man auch bezüglich seiner Vorstellung der Räume annehmen, dass diese sich weitgehend im Einklang mit dem gebauten Gebäude befindet, spätestens nachdem er es durchschritten hat.

An der Technischen Universität Darmstadt bauen Studierende seit 1995 mittels CAD-Programmen aufwändige digitale Modelle von zerstörten Synagogen9 auf Grundlage von alten Dokumenten und den Beschreibungen von Zeitzeugen. Die dadurch möglichen Visualisierungen erlauben es, eine dichte Vorstellung von nicht mehr existierendem architektonischem Raum zu vermitteln.

Ist der Computer in mancher Hinsicht besser geeignet als Füllfeder und Papier, um eine architektonische Vorstellung aufzudecken, der Sprache zugänglich zu machen? Besteht zwischen dem Mittel des digitalen Modells und der architektonischen Vorstellung eine besondere Nähe?

Achten wir beim architektonischen Entwerfen auf die Grenze zwischen Sprache und Vorstellung. Unabhängig davon, ob wir mit