Bleistift, Rapidograph, Diktiergerät, Videokamera, Heißdrahtsäge, Spachtel, Teppichmesser, Tastatur oder Maus arbeiten, es gelingt nicht, die Grenze zum Verschwinden zu bringen. Die Vorstellung zeigt sich nie selbst – Wittgenstein schmunzelt.

Und doch lässt sich mit Erstaunen beobachten, wie effizient und korrespondierend manche Computerprogramme das Arbeiten an digitalen Modellen machen. Das liegt sicherlich zum einen an neuen Möglichkeiten des Aufzeichnens mit den Mitteln des Computers. Drei Beispiele:

Die inhärente Genauigkeit digitaler Modelle lässt eine maßliche pannweite zu, die das ganz Kleine mit dem ganz Großen verbindet. Die nur aus der verkürzten Perspektive einer anfliegenden Passagiermaschine wahrnehmbare langgezogene Kurve des Flughafendaches von Osaka10 von Renzo Piano hat eine Tragkonstruktion, deren Elemente sich von Achse zu Achse nur im Millimeterbereich unterscheiden, während das Gebäude sich längs einer künstlichen Insel in der Größenordnung eines Kilometers erstreckt.

Da es fast unbegrenzt viele Arten gibt, verschiedene Daten zu verbinden, zu überlagern, ein- und auszublenden, ist es möglich, die Entstehungsgeschichte einer Konstruktion, einer Geometrie parallel mitzuführen und dadurch in gewissem Sinne dem digitalen Modell eine Idee einzuschreiben. Rem Koolhaas’ Wolkenbügel-Hochhaus für eine Fernsehstation in Peking11 kleidet sich mit einem Fachwerk wie das materialisierte Turnier eines imaginierten Stäbchenspiels zwischen Ingenieur und Architekt.

Im Unterschied zu jeder Zeichnung, die immer eine Projektion der räumlichen Vorstellung in die zwei Dimensionen des Papiers darstellt, sind die Aufzeichnungen im digitalen Modell räumlich, zumindest quasi-räumlich, denn sie erlauben einen dreidimensionalen Zugriff. Das digitale Modell behält die dritte Dimension, ja es bietet sogar die Mittel, Charaktere einer räumlichen Bewegung festzuhalten, die vierte Dimension.

Zum andern dürften aber auch spezifische Arbeitsweisen, durch die Möglichkeiten digitaler Modelle begünstigt, dazu

computer • 9