Urs Füssler Potsdamer Vortrag: das Carambole-Prinzip Magazin A → ( « .., 2. Dia, .. » )

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Vorausschicken möchte ich, dass ich in einem Dorf aufgewachsen bin, dreihundert Einwohner, fünfhundert Meter über dem Meer. Es liegt an einer alten Passstrasse, die die Römer schon benutzten, ein Weg nach Norden. Früher gab es drei Wirtshäuser im Dorf: Zum Mond, Zur Sonne, Zum Stern. Als ich ankam, als kleines Kind, gab es allerdings nur noch die Sonne. Im Nebental wurde die Autobahn gebaut. Zahllose fremde Autos, die früher auf der Überlandstrasse das Dorf passierten, blieben aus. Im weiteren Zuge des Fortschritts wurde der Dorfbach unterirdisch kanalisiert, die Strasse verbreitert, und innerhalb von fünfzehn Jahren verwandelte sich das beschauliche Dörflein, umgeben von Hängen und Wäldern, in einen Ort, der sich ausbreitete, den man nicht mehr richtig bezeichnen konnte. Allein das Ortsschild markierte die Gemeindegrenze. Die grosse Stadt, dreissig Kilometer entfernt, hatte sich in Form eines Einfamilienhaus-Griesbreis bis in die letzten Täler, bis zu den Waldrändern hochgeschoben. Das Dorf war Teil einer Agglomeration geworden.
Das hatte nichts mit Stadt zu tun, und auch nichts mehr mit dem, was man auf dem Dorfe nennt. Als ich Berlin sah, war ich begeistert, und bin wiedergekommen.

Das nächste Dia.

Foto: © Urs Füssler